Die Qual der Wahl in den USA

und wie man sie vermeiden könnte



David Dürr – eigentümlich frei / November 2023



Zu beneiden sind sie nicht, die Amerikaner, bei diesem Kandidaten-Duo für die nächste Präsidentschaft: Sowohl Joe Biden als auch Donald Trump haben ihre Kandidatur angekündigt und es scheint einiges dafür zu sprechen, dass sie im nächsten Jahr die beiden finalen Kontrahenten sind. Doch mit keinem der beiden sind Land und Leute wirklich glücklich: weder mit dem altersschwachen Kommunisten Biden, dem höchstens zugutezuhalten ist, dass er jeweils so leise lispelt, dass man vom Inhalt seiner Reden verschont bleibt; noch mit dem rasenden Narzissten Trump, dem immerhin das Verdienst zukommt, das arrogante Politestablishment zu schrecken. Nicht einmal ihre jeweiligen Anhänger werden sie mit Begeisterung wählen, sondern eigentlich nur, um den jeweils anderen Kandidaten zu verhindern, also bloss als das kleinere Übel. – Eine wirklich traurige Auswahl, die sich den Amerikanern da bietet.

Auf bessere Zeiten können sie frühestens für die Wahlen 2028 hoffen. Dann werden diese beiden Kandidaten aus dem Rennen sein: denn demjenigen, der jetzt gewählt wird und damit auf zwei Amtsperioden kommt, verbietet der 22. Zusatz zur amerikanischen Verfassung eine dritte Amtsperiode; aber auch der andere wird dann wegfallen, zwar nicht wegen einer Verfassungsbestimmung, aber weil es den Hauptgrund, ihn zu wählen, nämlich den jeweils anderen zu verhindern, dann nicht mehr gibt. So könnte wieder Hoffnung aufkeimen, dass sich vielleicht doch noch valable Kandidaten zur Auswahl stellen.

Aber leider ist auch dies nicht garantiert. Auch neue Kandidaten können schwierig sein; vielleicht nicht so alt, so kommunistisch, so simpel oder so narzisstisch wie die beiden jetzigen, dafür aber machtgierig, ideologisch, rücksichtslos oder korrupt, oder was auch immer bei so hochrangigen Machtpositionen aufkommt. Und sollte es noch sein, dass in vier Jahren ein integrer und verantwortungsbewusster Kandidat ins Präsidentenamt gewählt wird, so ist auch dann nicht aller schlechten Tage Abend. Denn früher oder später wird auch er den Versuchungen der Macht erliegen und sie missbrauchen; und wenn nicht er, dann sein Nach- oder Nachnachfolger.

Ja, letztlich liegt das Problem gar nicht so sehr in den Personen, als vielmehr im angestrebten Amt. Solange ein Land die Unvorsichtigkeit begeht, ein hochoffizielles Machtmonopol zu unterhalten, ein weisses Haus zu bauen und darin ein Oval Office einzurichten, so darf es sich nicht wundern, wenn die Wahl in dieses Amt zur unvermeidlichen Qual wird; wenn derjenige, der in diesem Oval Office Platz nimmt, früher oder später zum senilen Greis, zum unkontrollierten Egomanen, zum korrupten Gauner oder zum brutalen Despoten wird.

Warum also hören die Amerikaner nicht einfach auf, einen Präsidenten zu wählen. Im Weissen Haus könnte man stattdessen ein hübsches Museum der amerikanischen Geschichte einrichten mit Bildern aus der Zeit, als es noch eine staatliche Monopolregierung gab und die Leute alle vier Jahre die Qual hatten, ihre je nach dem senilen, kommunistischen, narzisstischen, machtgierigen, rücksichtslosen, korrupten oder brutalen Beherrscher zu wählen. Der Gift Shop wäre dann im Oval Office.


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