No Kings!
David Dürr – eigentümlich frei / September 2025
Als Donald Trump neulich Geburtstag feierte, gab es nicht einfach ein hübsches Familienfest, sondern eine Militärparade. Schliesslich ist er Präsident. Und deshalb wurde die Parade auch nicht von ihm, sondern von den anderen Leuten im Land bezahlt; nicht nur von denen, die der Parade zuschauten, sondern auch von denen, die sie unnötig fanden oder gar ablehnten. Man nennt diese Finanzierungsart «Steuern»; sie zeichnet sich dadurch aus, dass man auch dann zahlen muss, wenn man das, wofür die Steuer verwendet wird, gar nicht will.
Kein Wunder gab es heftige Proteste. Millionen von Menschen sollen es gewesen sein, die in verschiedenen Städten der USA auf die Strasse gingen und «No Kings! –keine Könige!» skandierten. Es kam so etwas wie Revolutionsluft auf, man erinnerte an die Unabhängigkeitserklärung von 1776 und an die Verfassung von 1787, als «We The People – Wir das Volk» das Heft dem König entrissen und in die eigene Hand nahmen.
Ja damals, als wir es uns nicht mehr gefallen liessen, dem englischen König Steuern abzuliefern, ohne mitbestimmen zu können, was damit geht. «No Taxation Without Representation!» war die Losung. Aus Protest hatte man kurzerhand steuerpflichtige Teelieferungen ins Meer geworfen, so wie wenn man heute staatlich subventionierte Elektroautos anzünden würde. Anlass dazu waren aber nicht bloss Teesteuern, die für sich allein nicht sehr hoch waren, sondern dass immer wieder neue Steuern erfunden wurden, Zuckersteuern, Militärsteuern, und schliesslich als Krönung der königlichen Habgier die Stamp Tax, die Stempelsteuer: Drückt die königliche Verwaltung auf irgendeine Sache einen Stempel, fällt auch schon eine Steuer an. Das können Urkunden, Verträge, Warenpapiere oder auch Waren an sich sein; wo immer irgendetwas zwischen Menschen vonstattengeht, da knallt von oben ein königlicher Stempel drauf und schon kostet es.
Das erinnerte neulich wohl manchen der «No Kings!»-Demonstranten an die heutige Umsatzsteuer, bloss mit dem Unterschied, dass diese viel höher ist als die damalige Stamp Tax und dass sie nicht nur auf Waren, sondern auch auf Dienstleistungen erhoben wird; und dass es neben ihr nicht nur Zucker- und Militärsteuern gibt, sondern auch noch Einkommenssteuern, Abgeltungssteuern, Erbschafts- und Schenkungssteuern, Gewerbesteuern, Grund- und Grunderwerbssteuern, Investmentsteuern, Körperschafts- und Umwandlungssteuern, Kraftfahrzeugsteuern, Lohnsteuern, Versicherungs- und Feuerschutzsteuern, in der Schweiz auch Steuern auf bereits versteuertes Vermögen, und noch einiges an kreativen Abgaben mehr.
Was manchen «No Kings!»-Demonstranten wohl ebenfalls an jene revolutionären Zeiten erinnerte: Der Grund für die königliche Steuerhabgier waren zum einen die teuren Kriege, die der König um seine Stellung in der damaligen Welt führte; und zum anderen die ständig wachsende Verwaltung zur zunehmend perfekten Kontrolle seiner Untertanen. Das kam einem doch irgendwie bekannt vor.
Natürlich ging es vielen «No Kings!»-Demonstranten kürzlich bloss um Parteipolitik und um den eigenmächtigen Donald Trump im Weissen Haus. Doch eigenmächtig waren und sind alle im Weissen Haus, gleich wie schon damals der englische König in seinem Schloss. Also könnte doch nun die «No Kings!»-Bewegung genau das tun, was damals die amerikanischen Revolutionäre taten: Sich loslösen von der Machtzentrale. Keine Steuern mehr zahlen. Das Heft in die eigene Hand nehmen – «We The People!».
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